heatbeat Blog

Newsletter-Ausgabe 61
05.11.2025

Solarbasierte Fernwärme-Architekturen & KI-Surrogatmodelle für schnelle Netzsimulationen

Liebe Leserinnen und Leser,

in der 61. Ausgabe stellen wir zwei aktuelle Studien vor: Die erste befasst sich mit der technisch-wirtschaftlichen Optimierung von solarunterstützten Fernwärmesystemen, während die zweite ein Ersatzmodell auf Basis von Graph Neural Networks zur schnellen Simulation komplexer Fernwärmenetze vorstellt. Zu beiden Studien haben wir unten eine kurze Zusammenfassung hinzugefügt.

1) Vergleichende techno-ökonomische Analyse solarer Fernwärme-Architekturen

Braimakis et al.

Was wurde untersucht?

Die Studie analysiert, wie die relative Dimensionierung von thermischen Komponenten (Solarthermie-Kollektoren und saisonale Wärmespeicher) gegenüber elektrischen Komponenten (Photovoltaik-Anlagen, Wärmepumpen und Batterien) die Umweltleistung (Solaranteil) und die Wirtschaftlichkeit (Levelized Cost of Heating – also die über die Lebensdauer berechneten Wärmegestehungskosten) beeinflusst. Betrachtet wurden drei Standorte: Athen, München und Kopenhagen.

Zentrale Ergebnisse:

  • In Athen können Systeme ohne Photovoltaik und Batterien mit großen Kollektorflächen und Tages- bzw. saisonalen Speichern einen Solaranteil von bis zu 100 Prozent erreichen. In München und Kopenhagen liegt das Maximum bei etwa 50 bis 60 Prozent, selbst mit großen Kollektorflächen und saisonalen Speichern.
  • Wärmepumpen sind in Athen aufgrund hoher Strompreise nicht wirtschaftlich. In München und Kopenhagen sind kleine Wärmepumpen für niedrige Solaranteile und niedrige Strompreise kosteneffizient.
  • Die Integration von Photovoltaik und Batterien erhöht den Solaranteil nur geringfügig, da dieser primär von der Kollektorfläche abhängt. Wirtschaftlich lohnt sich die Installation großer Photovoltaikflächen vor allem dann, wenn Stromüberschüsse ins Netz eingespeist werden können. Batterien sind für die Wirtschaftlichkeit kaum relevant, aber notwendig, wenn sehr hohe Solaranteile angestrebt werden.
  • Ohne die Möglichkeit zur Netzeinspeisung sind rein thermische Systeme (Solarthermie und Speicher) die kostengünstigste Lösung.

Warum ist das wichtig?

Die Ergebnisse zeigen, dass Solarthermie und saisonale Speicher entscheidend bleiben, um hohe Solaranteile in Fernwärmenetzen zu erreichen. Photovoltaik kann die Wirtschaftlichkeit verbessern, wenn Netzeinspeisung erlaubt ist, trägt aber kaum zur Erhöhung des Solaranteils bei.

2) Graph-Neuronale Netze für schnelle Simulationen von vermaschten Fernwärmenetzen

Braimakis et al.

Was wurde untersucht?

Die Arbeit stellt ein Surrogatmodell vor, das hydraulische Simulationen in komplexen Fernwärmenetzen drastisch beschleunigt. Grundlage ist ein Graph-Neuronales Netz (GNN), dass die Massenströme in Maschen vorhersagt. Das Modell kombiniert eine lernbare hydraulische Komponente mit einem physikbasierten thermischen Modell.

Zentrale Ergebnisse:

  • Das Surrogatmodell reduziert die Rechenzeit gegenüber klassischen physikbasierten Simulationen um fast zwei Größenordnungen. In Tests mit realen Netzdaten erreichte es eine Genauigkeit von über 97 Prozent bei der Vorhersage von Druck- und Temperaturverteilungen.
  • Die Architektur ist topologieunabhängig und skalierbar, was eine Übertragbarkeit auf unterschiedliche Netzlayouts ermöglicht.
  • Die Kopplung mit einem effizienten thermischen Modell erlaubt die Simulation von zwölf Tagen mit 60-Sekunden-Zeitschritten in weniger als vier Minuten – eine Geschwindigkeit, die Echtzeitoptimierung und großflächige Szenarioanalysen realistisch macht.

Warum ist das wichtig?

Die Methode eröffnet neue Möglichkeiten für die Betriebsoptimierung und das Design von Fernwärmenetzen, insbesondere dort, wo klassische Simulationen zu langsam für Echtzeitanwendungen sind.

Weitere Informatione

Wie immer empfehlen wir Ihnen, die Artikel vollständig zu lesen. Darüber hinaus werden wir wie immer so viel wie möglich von der Forschungsarbeit in unseren Digital Twin einfließen lassen. Bei Interesse empfehlen wir Ihnen, unser monatliches Feature-Update in unserem Blog zu lesen, in dem wichtige Entwicklungen und neue Funktionen unseres heatbeat Digital Twin zusammengefasst werden.

Die nächste Ausgabe unseres Newsletters erscheint am 3. Dezember 2025. Bis dahin können Sie uns auf folgenden Veranstaltungen treffen https://heatbeat.de/de/events/ :

Mit freundlichen Grüßen,
Ihr Heatbeat-Team

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