neben den laufenden Veröffentlichungen wissenschaftlicher Paper ist uns im letzten Monat auch aufgefallen, dass mehrere interessante Berichte in unserem Themengebiet veröffentlicht wurden. Daher möchten wir Ihnen in dieser Ausgabe unseres heatbeat Research Newsletters einen Überblick über einige dieser Berichte, auf die wir kürzlich aufmerksam geworden sind, präsentieren. Im Folgenden geben wir Ihnen eine kurze Übersicht und Links zu diesen frei verfügbaren Berichten.
EuroHeat&Power und das DHC+ Netzwerk haben ein neues Whitepaper zur Digitalisierung von Fernwärme- und -kältesystemen veröffentlicht (Digitalisation of District Heating and Coooling Systems - A tangible perspective to upgrade performance). Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass DHC-Systeme zunehmend komplexen Herausforderungen gegenüberstehen. Und obwohl es mittlerweile vielversprechende digitale Lösungen gibt, besteht eine Lücke zwischen dem Angebot und der Nachfrage solcher Dienste.
Ein zentraler Punkt des Berichts ist, dass die Digitalisierung sich nicht nur auf die Erzeugung und das Netz konzentrieren sollte, sondern ihr größtes Potenzial bietet, wenn auch die Gebäude als Teil eines ganzheitlichen Systemansatzes betrachtet werden. Dieses Thema birgt jedoch auch Herausforderungen im Bereich des Datenschutzes, die berücksichtigt und angegangen werden müssen. Als Beispiel für eine Lösung dieses Interessenkonflikts nennt der Bericht Dänemark als das einziges Land mit einer klaren Regelung zu diesem Thema, wo Versorgungsunternehmen Smart-Meter-Daten direkt nutzen dürfen, solange sie nicht an Dritte weitergegeben werden und nur im öffentlichen Interesse zur Effizienzsteigerung des Systems verwendet werden.
Im zweiten Teil des Berichts werden mehrere Beispiele aufgeführt, die erfolgreiche Implementierungen von Digitalisierungsprozessen in der Fernwärme zeigen. Diese Beispiele umfassen unter anderem Leistungs- und Temperaturoptimierungen, Sektorkopplung, Prognosen und Fehlererkennung auf der Grundlage von Monitoringdaten.
Darüber hinaus hat EuroHeat&Power auch ihren Marktausblick für das Jahr 2023 im Bereich Fernwärme und -kälte veröffentlicht. In Bezug auf die Grundlagen der aktuellen Situation von Fernwärme und -kälte in Europa gibt der Bericht die Gesamtsumme der Netzlängen in Europa mit 190.000 km an, die 70 Millionen Menschen mit Wärme versorgen. Und eine sehr vielversprechende Erkenntnis zeigt, dass im Jahr 2021 mehr als 43 % der Fernwärmeversorgung durch erneuerbare Energien und Abwärme erfolgte.
Für ganz Europa zeigt der Bericht, dass die Fernwärme im Jahr 2021 einen Wärmeabsatz von fast 500 TWh erreichte. Die Anteile der Fernwärme variieren jedoch stark zwischen den verschiedenen Ländern. Island deckt mit Fernwärme beispielsweise über 90 % des Wohn- und Dienstleistungssektors ab, während dieser Anteil in Ländern wie Deutschland bei etwa 10 % liegt. Die installierte Gesamtkapazität der thermischen Leistung für die Fernwärme wird mit rund 300 GW angegeben, wobei Polen, Deutschland und die Tschechien die höchsten absoluten Werte an installierter Leistung haben. Gleichzeitig sind verfügen Dänemark, Deutschland und Polen über die meisten Netzkilometer.
In Bezug auf die Installation von Großwärmepumpen zur Versorgung von Fernwärme zeigt der Bericht, dass derzeit Schweden, Finnland und Dänemark führend sind, während es interessant sein wird, das zukünftige Wachstum dieser Technologie in ganz Europa zu beobachten. Für die Zukunft gibt der Bericht einen Ausblick darauf, dass bis 2030 weitere 5 Millionen Haushalte in ganz Europa an die Fernwärme angeschlossen werden sollen. Für mehrere Länder enthält der Bericht auch länderspezifische Ausblicke. Daher empfehlen wir Ihnen, den Bericht für Ihre spezifischen Interessen einzusehen.
In Deutschland werden viele Energie-Forschungsprojekte nicht nur direkt gefördert, sondern nehmen auch an übergeordneten Analysen und dem Wissensaustausch teil, der von der Begleitforschung Energiewendebauen organisiert wird. Und diese Forschungsinitiative hat gerade zwei interessante Berichte veröffentlicht. Der erste Bericht trägt den Titel Einfluss aktueller Kostenentwicklungen auf Wärmenetze und bewertet die Auswirkungen der derzeitigen Kostenveränderungen auf die Fernwärme.
In Bezug auf die Brennstoffkosten zeigt der Bericht, dass die hohen Gaspreise derzeit Menschen in Mietwohnungen mit gasbetriebener Heizung und ohne Modernisierung am stärksten treffen, während die Kostensteigerungen bei Wärme aus Fernwärme in Deutschland deutlich geringer ausfallen. Dennoch zeigt der Bericht auch, dass die Fernwärme in Deutschland aufgrund eines weiterhin hohen Anteils fossiler Brennstoffe im Energiemix von höheren Brennstoffpreisen betroffen ist. Dadurch ergeben sich Kostenvorteile für dezentrale Wärmepumpen.
Generell betont der Bericht die Tatsache, dass die steigenden Brennstoffkosten den Bedarf an einer Transformation des Heizungssektors in Deutschland hin zu einer fossilfreien Zukunft beschleunigen und dass der Fernwärme dabei eine wichtige Rolle zukommt. Der Bericht weist jedoch auch darauf hin, dass deutlich gestiegene Baukosten eine weitere große Herausforderung für diesen Transformationsprozess darstellen. Um solche Herausforderungen anzugehen, enthält der Bericht mehrere Beispiele, die einige der derzeit laufenden 47 öffentlich geförderten Forschungsprojekte in Deutschland zum Thema Fernwärme zeigen.
Und ein zweiter Bericht aus derselben Forschungsinitiative konzentriert sich auf erste Erfahrungen aus der kommunalen Wärmeplanung in Deutschland. Dies ist das Ergebnis eines Cluster-Meetings, an dem mehrere Forschungsprojekte beteiligt waren. Eine der Erkenntnisse ist, dass es wichtig ist, die verschiedenen Akteure und ihre Rollen im Prozess der kommunalen Wärmeplanung zu berücksichtigen. Eine zentrale Erkenntnis ist, dass es hilfreich ist, sowohl die Kommune als auch lokale Versorgungsunternehmen so früh wie möglich einzubeziehen und die Verantwortlichkeiten jedes Akteurs für den Prozess festzulegen.
Ein weiterer Teil des Berichts besteht aus einer Sammlung verschiedener Herausforderungen, denen die Forschungsprojekte begegnet sind. Dazu gehören fehlende Geschäftsmodelle und Anreize für einen ganzheitlichen Ansatz für ein zukünftiges Energiesystem, das die Sektorenkopplung und Prosumer einschließt, sowie Unsicherheiten hinsichtlich zukünftiger Regelungen und Engpässe an qualifiziertem Personal, um tatsächliche Veränderungen wie die Modernisierung von Gebäuden und den Aufbau neuer Energieinfrastrukturen umzusetzen.
Darüber hinaus befasst sich der Bericht mit dem wichtigen Thema der Datenqualität, die derzeit nicht für jedes Gebäude in Deutschland offen verfügbar ist. Das bedeutet, dass jeder Prozess der kommunalen Wärmeplanung seine Daten aus verschiedenen Quellen sammeln muss, was mühsam sein kann und den Prozess verlangsamt. Es erschwert auch den Wissenstransfer von einer Stadt zur nächsten. Aus diesem Grund empfiehlt der Bericht eine gemeinsame Datenplattform als Grundlage für die Zukunft.
Die nächste Ausgabe unseres Newsletters wird am 5. Juli 2023 veröffentlicht. In der Zwischenzeit laden wir Sie ein, einen Blick auf unseren neu gestalteten Blog zu werfen und uns auf LinkedIn zu folgen.