Liebe Leserinnen und Leser,
in der 48. Ausgabe unseres heatbeat Research Newsletters befassen wir uns näher mit der Integration von Abwärme in Fernwärmenetze. Dazu stellen wir zwei aktuelle Forschungsarbeiten auf diesem Gebiet vor.
Die Erste, "Waste heat from the London Underground: an investigation of the potential benefits of integrating heating and cooling" von Lagoeiro et al., untersucht das Potenzial der Abwärmenutzung aus der Londoner U-Bahn (LU) und die Integration in ein bestehendes Fernwärmenetz. Das zweite Paper, "Waste-heat recovery utilisation for district heating systems under diverse pricing schemes: A bi-level modelling approach" von Monsalves et. al. untersucht verschiedene Preismodelle für die Integration von Abwärme aus Rechenzentren in Fernwärmenetze.
Das erste Forschungsprojekt untersucht das Potenzial der Nutzung der Abwärme der London Underground (LU) als nachhaltige Energiequelle, insbesondere durch das Bunhill Abwärmenutzungssystem (WRG). Das Bunhill WRG-Projekt gewinnt Abwärme aus einem U-Bahn-Lüftungsschacht zurück und speist sie in ein Fernwärmenetz ein, um die umliegenden Gebäude mit kohlenstoffarmer Wärmeenergie zu versorgen. Darüber hinaus kann das System die LU-Tunnel während des Betriebs kühlen und so die Temperaturen im Netz senken.
Die wichtigsten Ergebnisse zeigen, dass das WRG-System etwa 51 % des Wärmebedarfs des Fernwärmenetzes decken und gleichzeitig die Temperaturen in den LU-Tunneln um bis zu 7,2 °C senken kann, was den Fahrgastkomfort verbessert. Die Effizienz des Systems ist am höchsten, wenn es im „Auskopplungsmodus“ betrieben wird und die Abwärme der LU-Tunnel nutzt, aber es erreicht auch eine hohe Gesamtleistung, wenn es im „Versorgungsmodus“ sowohl Heizung als auch Kühlung liefert.
Dieses System kann auch außerhalb Londons eingesetzt werden, insbesondere in anderen dicht besiedelten Gebieten mit U-Bahn-Netzen. Es unterstreicht die Vielseitigkeit der Abwärmenutzung für die Dekarbonisierung von Heizung und Kühlung in Städten auf der ganzen Welt, wo ähnliche Infrastrukturen vorhanden sind. Entscheidend für die Umsetzung ist jedoch die Unterstützung durch die lokale Politik und die Koordination zwischen den Beteiligten (z.B. Bahnbetreiber und Wärmenetzbetreiber).
Das zweite Paper „Waste-heat utilization for district heating systems under diverse pricing schemes“ (Nutzung von Abwärme für Fernwärmesysteme unter verschiedenen Preisgestaltungen) konzentriert sich auf die Frage, wie sich verschiedene Preisstrategien für die Abwärmerückgewinnung (WRG) auf die wirtschaftlichen und ökologischen Ergebnisse auswirken, insbesondere in Fernwärmesystemen (DH). Die Analyse verwendet ein zweistufiges Optimierungsmodell, das die Interaktion zwischen einem Fernwärmeversorger und einer Abwärmequelle, in diesem Fall einem Rechenzentrum (DC), simuliert. Das Fernwärmeversorgungsunternehmen legt strategisch Abwärmepreise fest, die die Betriebsentscheidungen des Rechenzentrums beeinflussen.
Es werden vier Preisschemata bewertet:
Die Studie zeigt, dass es je nach Preissystem einen Kompromiss zwischen Kosteneinsparungen und Kohlenstoffemissionen gibt. Granulare Preissysteme wie S1 und S2 maximieren die wirtschaftliche Effizienz für den Energieversorger, bieten aber nur begrenzte Kohlenstoffreduktionen. Umgekehrt verdrängen weniger granulare Systeme wie S3 und S4 die kohlenstoffintensivere Stromerzeugung und bieten bessere Umweltergebnisse, aber geringere Kosteneinsparungen.
Die Ergebnisse zeigen, wie wichtig es ist, die Preisstrategien mit den Unternehmenszielen in Einklang zu bringen, insbesondere bei der Optimierung zwischen Kosteneffizienz und Emissionsreduktion. Darüber hinaus bieten einheitliche Preissysteme eine ausgewogenere Verteilung der Vorteile zwischen dem DC- und dem Fernwärmeversorger, während diskretionäre und indexierte Preise den Fernwärmeversorger stark begünstigen.
Wie immer empfehlen wir, die Artikel vollständig zu lesen. Der erste Artikel untersucht eine ungewöhnliche Abwärmequelle und bewertet ihre Effizienz für die Integration in bestehende Fernwärmenetze. Der zweite Artikel zeigt, dass die Nutzung von Abwärme eine wichtige Wärmequelle für Fernwärmenetze ist, deren Effizienz jedoch von der Preisgestaltung abhängt.
Die nächste Ausgabe unseres Newsletters erscheint am 6. November 2024.